Wie die Samen in meinem Gemüsegarten entstehen
Wenn ich neues ausprobieren möchte, kaufe ich meine Samen, nur aus biologisch einwandfreiem Haus; sie sind auch alle Samenfest. Schnäppchen-Discount-Samen oder F1-Hybriden kommen für mich nicht in Frage.
Eigene Samen vom eigenen Gemüse bekommt man eigentlich ziemlich schnell, doch da mich dieses Thema sehr fasziniert, habe ich mich eingehender damit beschäftigt und mir angesehen, auf was man achten sollte, damit man auch Spaß an den selbst gewonnenen Samen hat. Es bringt einem ja nichts, wenn man beispielsweise von Radieschen eigene Samen gesammelt hat und jetzt keine mehr zu kaufen braucht, die Pflanzen hieraus aber nichts anderes "im Sinn" haben, als in die Blüte zu gehen und kein genießbares Radieschen ausbilden.
Bei mir blüht zwar sehr viel, aber Gemüse lasse ich nur blühen, wenn ich auch Samen benötige. Ich baue die Pflanzen an, um sie zu verzehren.
Gemüsesamen hat eine unterschiedliche "Haltbarkeit"; diese beeinflusst die Keimfähigkeit. Wenn also ein Samen zu alt ist, keimt er gar nicht oder nur sehr schlecht. Die Haltbarkeit ist u. a. abhängig von der Lagerung. Meine Samen lagere ich in luftdichten Gefäßen im dunklen kühlen Keller.
Grundsätzlich nehme ich nur Samen von Pflanzen, die gesund sind und deren Früchte ausgereift sind, damit die Samen darin auch eine hohe Keimfähigkeit haben. Untypisch aussehende Samen oder solche, die offensichtlich hohl sind, werden bei mir erst gar nicht aufbewahrt; ich selbst möchte mich ja auch nach der Arbeit der Aussaat an den keimenden Pflänzchen erfreuen.
Ich achte auch immer darauf, dass kein Vertreter der gleichen Art ungehindert in der Nähe gleichzeitig blüht.
Bei mir ist alles liebevolle Handarbeit.
Bei Salaten wie dem "Eichblattsalat", dem "Forellenschluss" oder den "roten Teufelsohren" suche ich mir diejenigen Pflanzen heraus, die besonders lange brauchen, bis sie in die Blüte gehen. Würde man Samen von Pflanzen nehmen die zu schnell blühen, läuft man "Gefahr", dass die nächste Generation ebenfalls schnell blüht. Nachdem viele Salate aber nicht mehr genießbar sind, wenn sie blühen, ist es von Vorteil wenn dieser Vorgang möglichst lange dauert. Außerdem sollen sie natürlich möglichst trockenheits- und hitzeverträglich und keine Schädlingsmagnete sein. Diese ausgewählten Pflanzen (immer mehrere der gleichen Art) lasse ich dann zusammen blühen und ernte die entstandenen Samen, wenn sie reif sind an trockenen Tagen. Anschließend werden die Samen von Pflanzenteilen gereinigt und noch etwa eine Woche ausgebreitet bis sie bei mir in den dunklen, kühlen und trockenen Keller kommen.
Wintersalate wie den Postelein, die Asiasalate oder den Baquieu, sowie Spinat lasse ich vor der Blüte erst überwintern, um beurteilen zu können, ob sie auch etwas aushalten.
Salatsamen sind abhängig von der Art und der Lagerung ca. 3-4 Jahre gut keimfähig.
Tomaten sind Selbstbefruchter und benötigen zur Fruchtbildung keine Bestäuberinsekten. Die Blüten werden durch Bewegungen befruchtet, die beispielsweise vom Wind verursacht werden oder -im Gewächshaus- durch uns durch leichtes Rütteln. Wer seine Tomatenpflanzen schon mal etwas länger betrachtet hat, der wird feststellen, dass die Blüten sehr gerne von Hummeln besucht werden, die sich unter sie hängen und durch leichtes Vibrieren die Pollen auf das Untere ihres Körpers pudern und die Pollen so für sich sammeln; auch dadurch wird die Blüte befruchtet. Auch wenn die Hummeln natürlich mehrere Blüten besuchen, konnte ich bisher noch keine Verkreuzung bei den Tomatensorten bei mir feststellen, sie sind daher unverhütet. Was verhütet und unverhütet bedeutet, habe ich bei Interesse unter dem grünen Link erklärt.
Tomatensamen sind abhängig von der Lagerung etwa 6 Jahre und länger gut keimfähig.
Busch- und Stangenbohnen befruchten ihre Blüten ebenfalls selbst. Natürlich könnte es durch Insektenbesuche auch hier zu Verkreuzungen mit anderen Bohnen kommen.
Bei mir dürfen Gartenbohnen frei blühen; Einkreuzungen habe ich bisher selten gehabt. Das wäre aber auch nicht schlimm, es handelt sich dann eventuell um eine neue Sorte, die ebenfalls essbar wäre.
Paprikas dürfen bei mir frei blühen und werden nicht verhütet.
Wenn ich eine Chili anbaue, wächst diese bei mir mit einer räumlichen Trennung zu den Paprikas auf der anderen Seite des Grundstücks durch ein Haus getrennt und dort unter einer Terrassenüberdachung. Bislang hat das alles prima funktioniert.
Paprika und Chilisamen sind abhängig von der Lagerung ca. 4 Jahre gut keimfähig.
Zucchini und Kürbisse:
Wenn sich unterschiedliche Speisekürbisse untereinander kreuzen, so ist das nicht weiter schlimm. Bei manchen Kürbisgewächsen können sich allerdings Zierkürbisse mit einkreuzen, deren Pollen von Bienen & Co. mitgebracht werden. Hierzu ein wichtiger allgemeiner Hinweis:
Wenn Sie eine Kürbisfrucht (Zucchini gehört auch dazu) im Laden kaufen oder aus Ihrem eigenen Garten ernten, schneiden Sie immer erst ein kleines Stück heraus und probieren Sie es bevor Sie die Frucht in ein Gericht verarbeiten. Sollte die Frucht bitter sein, entsorgen Sie diese bitte sofort. Der Bitterstoff, kann ein Zeichen dafür sein, dass sich in der Frucht ein Gift gebildet hat; dieses wird durchs Kochen nicht neutralisiert. Im Internet gibt es einiges hierüber zu recherchieren, wenn Sie möchten. Ich selbst hatte noch keine bittere Frucht, aber sie wird von anderen im Internet so beschrieben, dass sie so intensiv ist, dass man sie in jedem Fall merkt.
Um eine Einkreuzung giftiger Sorten zu vermeiden verhüte ich daher meine Zucchinis und meine Kürbisse.
Einen Tag vor der gleichzeitigen Öffnung einer weiblichen und einer männlichen Blüte an unterschiedlichen gesunden Pflanzen der gleichen Sorte, nehme ich kleine Hütchen, die ich über die noch ungeöffneten Blüten stülpe, um zu vermeiden, dass sie sich öffnen und eine Biene hineinfliegen kann. Am nächsten Tag kontrolliere ich, ob beide Blüten soweit sind. Wenn das der Fall ist, breche ich die männliche Blüte aus und gehe damit zur weiblichen. Erst jetzt entferne ich das dortige Schutzhütchen und bringe die männlichen Pollen in die weibliche Blüte. Anschließend verschließe ich die weibliche Blüte schnell wieder, um zu vermeiden, dass nach meinem Besuch noch eine Biene andere Pollen hineinträgt. Die entstehende Frucht wird markiert, damit ich sie von den anderen Früchten auseinanderhalten kann. Sie bleibt bis zur vollständigen Reifung an der Pflanze; das dauert (auch bei Zucchini) fast den ganzen Sommer.
Eine Zucchinipflanze mit einer reifenden Frucht produziert übrigens keine nennenswerten zusätzlichen Früchte nebenbei. Sollten Sie das also mal nachmachen wollen, planen Sie für Ihre Pfannengerichte eine zusätzliche Pflanze mit ein.
Eine liebevolle Wissenschaft für sich.
Gurken wachsen bei mir ebenfalls mit einer räumlichen Trennung.
Während mindestens 2 Stück der gleichen Sorte im Gewächshaus klettern, wachsen mindestens 2 Stück einer anderen Sorte auf der anderen Seite meines Grundstücks, getrennt durch ein Haus und dort unter einer Terrassenüberdachung. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bestäuber die erste Gurke im Gewächshaus besucht, dort gekonnt herausfliegt, ums Haus herum und unter die breite Abdeckung zur zweiten Gurkensorte fliegt, erscheint mir sehr gering :-) Hat bisher jedenfalls gut funktioniert. Von diesen beiden Sorten suche ich mir je eine gesund gewachsene Frucht aus und lasse sie ausreifen. Es dauert fast den ganzen Sommer bis die Frucht richtig gelb ist; die "Mutter"Pflanze produziert in dieser Zeit nicht wirklich viele weitere Früchte.
Gurkensamen sind abhängig von der Lagerung ca. 5 Jahre gut keimfähig.
Bei zweijährigen Kulturen wie z. B. dem Palmkohl, den Zwiebeln oder den Karotten beobachte ich im ersten Jahr wie sich die einzelnen Pflanzen im Gemüsegarten machen. Diejenigen, die hier schon "schwächeln", werden abgeerntet und verspeist. Die verbleibenden Pflanzen müssen dann noch den "Härtetest" der Überwinterung überstehen. Ist das geglückt, lasse ich diese Pflanzen dann blühen. Die entstandenen Samen bleiben auch hier an den Pflanzen bis sie ausgereift sind und werden dann erst eingesammelt.
Zu den mehrjährigen Kulturen gehören bei mir viele Kräuter. Wenn sie sich an ihrem Standort wohlfühlen blühen sie jedes Jahr.
Die Sorten die ich nutze finden Sie hier: "Meine Sammlung samenfester Sorten".
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