Schädlinge im Gemüsegarten natürlich bekämpfen
Meine Art der Schädlingsbekämpfung ist die zielgerichtete Förderung von Nützlingen ohne Einsatz von Chemie.
Wenn Pflanzen krank oder von Lästlingen befallen sind, hat das oft den Grund, dass die Bedingungen, unter denen die Pflanzen kultiviert werden, nicht sehr gut sind. Grundsätzlich können sich Pflanzen eigentlich sehr gut selbst helfen und sie halten einiges aus. Extreme Witterungsverhältnisse (Große Hitze, anhaltende Trockenheit, wochenlanges regnen usw.) können den Pflanzen aber sehr zusetzen und sie somit anfällig machen.
Bevor man also zur Chemiekeule greift, sollte man unbedingt erst abwägen, ob man das Problem nicht anders besser und langfristiger lösen kann.
Wichtig ist, vorbeugend zu denken und nicht nur wenn die Schädlinge schon da sind. Natürlich muss man irgendwo mal anfangen. Man lernt auch sehr schnell was für wen sinnvoll ist und beginnt (zumindest in meinem Fall) die Natur und ihre Krabbeltierchen mit anderen Augen zu sehen.
Erdflöhe und Kohltriebrüsselkäfer
Diese beiden sitzen gerne auf Kohlgewächsen und durchlöchern sie.
Bei mir hilft gegen sie der rechtzeitige vorbeugende Einsatz eines engmaschigen Gemüseschutznetz. Meines hat eine Maschenweite von 0,40mm x 0,77mm und ist wirklich sehr stabil und langlebig.
Je nach Wetter kann ich etwa ab Juni mit den Käfern rechnen. Zuerst sind es nur eine Handvoll, aber schon nach kurzer Zeit sind sie nicht mehr zählbar.
Sollten die Käfer schon auf den Pflanzen sitzen, besuche ich diese 2 Mal am Tag mit einer Klebefalle, die ich vorsichtig unter die besetzte Pflanze schiebe und sie anschließend schüttle. Die scheuen Käfer hüpfen bei Berührung sofort von der Pflanze oder lassen sich fallen.
Die Klebefalle nehme ich anschließend wieder aus dem Garten raus, damit keine Nützlinge darauf kleben bleiben. Außerdem halte ich den Boden unter den Pflanzen feucht und besprühe sie bei bewölkten Wetter häufiger mit Wasser. Nach einigen Tagen Geduld und Wille, ist das Problem gebannt.
Kohlweißlinge und ihre Raupen
Das gleiche Netz hilft gegen den Kohlweißlingsschmetterling, der seine Eier vorzugsweise auf die Blätter der Kohlpflanzen legt und deren Raupen innerhalb kürzester Zeit einen Kohl kahl fressen können.
Bei mir kommen die ersten Vertreter dieser Schmetterlinge gegen Juni. Das Schutznetz befestige ich auch erst ab diesem Zeitpunkt über dem Kohl, da ich sonst den Amseln, Staren und Co. den Zugang zu den Schnecken verwehre.
Möchte man kein Schutznetz hierfür anbringen, gäbe es noch die Möglichkeit des regelmäßigen Absammelns der Raupen und/oder einer Zwischenpflanzung mit starkduftenden Kräutern, die die Schmetterlinge von ihrem Ziel ablenken bzw. durch ihren Duft verwirren. Hierzu zählen beispielsweise Salbei, Sellerie, Tagetes.
Es gibt auch den kleinen Kohlweisling, dessen Raupen sind grasgrün.
Ein eindeutiges Zeichen, dass Raupen des Kohlweislings sich am Kohl zu schaffen machen ohne dass man bisher Raupen entdeckt hat (weil sie sich beispielsweise an der Blattunterseite aufhalten), sind ihre Kotkügelchen die sich oft in den Blattachseln sammeln.
Auch ihre abgestreiften alten Häute, die an den Kohlblättern haften, sind ein Zeichen für Raupenbesuch.
Wenn ich Raupen an meinen Kohlpflanzen entdecke, sammele ich sie ab und bringe sie ein Stück weiter weg.
Es gibt Schlupfwespen, die sich auf diese Raupen spezialisiert haben und ihre Eier in sie hineinlegen. Um diese Nützlinge möglicherweise zu fördern, tue ich den Kohlweislingsraupen daher nichts.
Die weiße Fliege
Auch sie sitzt gerne auf Kohlpflanzen.
Gegen sie verteile ich unter ihnen vorbeugend Tomatenblätter. Auch hier gibt es eine Schlupfwespe, die sich auf die weiße Fliege spezialisiert hat.
Die Fliegen sehen zwar nicht schön auf dem Gemüse aus, aber ich konnte noch keine Schäden feststellen. Sie treten bei mir auch nicht in Massen auf, lediglich einzelne Blätter sind mal befallen. Diese entferne ich bei der Ernte und gebe sie meinen Enten. Der Rest wird begutachtet und ordentlich gewaschen.
Sonstige Raupen und Blattläuse
Viele werden auch von unseren Singvögeln abgesammelt.
In unserem Garten hängen 12 regelmäßig genutzte Nistkästen. Hier ist für (fast) alle was dabei. Zugegeben, sie sind keine Schönheit, aber den Vögeln gefallen sie offenbar trotzdem.
Ich habe mal gelesen, dass ein Elternpaar während der Aufzucht einer Brut bis zu 1 Mio. Insekten verfüttert.
Hier eine Besonderheit vom Frühjahr 2025: ein von den Vögeln selbst gewähltes und gleichzeitig bezogenes Mehrfamilienhaus :-)
Bei meine Bauprojekte habe ich noch ein bisschen was zu meinen Nistkästen geschrieben und auch eine eigene Bauanleitung angegeben.
Die im Garten wachsenden Sonnenblumen und der Borretsch locken Singvögel an, da sie die Samen gerne fressen. Wenn daneben dann noch eine Raupe sitzt, wird diese natürlich auch gleich mitgenommen.
Ich konnte übrigens noch nie feststellen, dass mir die Vögel irgendein Gemüse angefressen haben.
Auch die Larven der Igelfliege fallen über Raupen her, in dem sie sie parasitär befallen.
Fleißige Helfer gegen Blattläuse und andere Lästlinge sind auch die
Wespen und Hornissen
Ich habe zwei kleinere Gewächshäuser; in jedem der beiden hatte ich ein Wespennest oben am Giebel, die am Ende des Jahres nicht gerade klein waren.
Geschätzt 100 Wespen pro Nestkugel waren dort drin und weder ich noch einer meiner Familie wurden gestochen. Ich ging jeden Tag - manchmal auch zweimal - in die Gewächshäuser hinein und direkt unter den Nestern hindurch. Die Wespen flogen einfach an mir vorbei ins Freie ohne mich "anzusurren" oder ähnliches. Beeindruckend finde ich die Vorstellung, welche Menge diese vielen insektenfressenden Untermieter verdrückt haben müssen. Ich hatte jedenfalls keinerlei Probleme im Gemüsegarten.
Ein von Blattläusen befallender Brokkoli steht möglicherweise nur zu trocken. Wenn man die Blattläuse mit einem Wasserstrahl entfernt und die Brokkolifüße anschließend immer feucht hält, kommen wahrscheinlich gar keine mehr nach?
Aus Tontöpfen, die man mit Stroh oder Gras füllt und sie anschließend verkehrt herum auf den Boden stellt, lassen sich Behausungen für Ohrwürmer bauen.
Verteilt man die Töpfe im Garten, ziehen sie schnell ein. Die fleißigen Helfer halten sich dort tagsüber auf und krabbeln bei Anbruch der Dunkelheit hinaus um auf Blattlausjagd zu gehen. Am Morgen kehren sie in den Topf zurück.
Bei mir stehen an verschiedenen Orten flache Schalen mit Wasser (z. B. Blumenuntersetzer) in die ich ein Stück Holz oder oder einen Stein hineinlege, damit hineingefallene Insekten sich wieder befreien können. Es ist faszinierend zu beobachten, wie viele unterschiedliche Tiere diese Wasserstelle besuchen und ihren Durst stillen.
Unter dem Dach unseres Wohnhauses leben 31 Fledermäuse; manch einer würde hier wahrscheinlich aufschreien oder den Kopf schütteln, aber wir sind hierauf sehr stolz!
Generell sind Blumen in möglichst unterschiedlicher Form und Farbe nicht nur schön anzuschauen, sondern auch unglaublich wichtig für eine funktionierende Ökologie.
Blumen locken eine Vielzahl von Nützlingen an und bieten Ihnen Nahrung mit Gegenleistung.
Die Schwebfliege beispielsweise: Die Fliegen selbst ernähren sich von Pollen und helfen bei der Bestäubung;
ihre Larven fressen Blattläuse.
Ameisen
Sie sind sehr nützlich, denn auch sie gehen auf Insektenjagd. Sie können einen aber auch ärgern, wenn sie genau da, wo man junges Gemüse angepflanzt hat, herumgraben. Außerdem beschützen sie aktiv Blattläuse vor Marienkäfern und Florfliegen und erhalten als Gegenleistung Zuckerwasser von ihnen.
Ameisen bauen ihre Behausungen meist an trockenen und ungestörten Orten. Hält man die Erde feucht und lockert ab und an mal den Boden leicht auf, suchen sie sich oft schnell einen neuen Platz.
Wenn ich feststelle, dass z. B. mein Birnenbaum von Blattläusen befallen ist, kann ich fast schon mit Sicherheit sagen, dass dort die Ameisen auf und ab laufen und die Nützlinge an der Bekämpfung hindern. Ich brauche daher nur um seinen Stamm einen dünnen Streifen von etwas klebrigem anzubringen. Das hält die Ameisen davon ab zu ihren Schützlingen hochzuklettern. Den Rest machen Marienkäfer & Co.
Ameisen sind übrigens keine dummen Tiere; sie klettern nicht auf die klebrige Substanz; sie wissen, das das keine gute Idee ist. Ich habe bei mir noch nicht eine Ameise oder ein anderes Tier auf diesem Streifen vorgefunden. Das Gras sollte man allerdings nicht zu lang werden lassen. Sollte nur ein Grashalm über den Klebestreifen ragen, finden die Ameisen diesen Weg :-)
Die Minierfliege
Die Minierfliegen sind kleine schwarze Fliegen. In meinem Garten legen sie ihre Eier hauptsächlich auf die Blätter von Spinat, Rote Beete und Mangold. Sind die Larven geschlüpft bohren sie sich unter die erste Blatt"haut" um das Dazwischen aufzufressen. Gegen die Fliege könnte man die genannten Gewächse vorbeugend mit einem feinmaschigen Netz schützen. Da sie bei mir aber nicht massenhaft vorkommen, handhabe ich es so, dass ich die befallenen Blattstellen an denen ich ein Schadbild erkenne wegzupfe damit sich die Fliege nicht weiter vermehrt.
Schnecken
Die Schneckenschar wird bei uns von Enten klein gehalten, die um den Gemüsegarten herumlaufen können.
Auch das händische Absammeln bei Dunkelheit ist sehr effektiv. Mit einer Taschenlampe bewaffnet lässt sich so manch Schleimer finden.
Das Mulchen mit Grasschnitt ist übrigens auch sehr hilfreich gegen Schnecken, da sie den Mulch sehr gerne fressen und so von den Gemüsepflanzen abgelenkt sind. Ich verteile zusätzlich noch darauf einige "Köderhäufchen" aus welken Borretschblättern, Zucchiniblättern und Kartoffelkraut. Bei mir wirken diese Pflanzenteile ab dem zweiten Tag wie ein Magnet auf die Nacktschnecken.
Genauso wirkt Tagetes, ich pflanze sie verteilt in meine Beete, so dass ich gut an sie heran komme. Hier nehme ich die Gewürztagetes, ich mag Dinge, mit denen man "mehrere Fliegen mit einer Klappe fängt".
Nachts kann ich an diesen Stellen ganze Nester zusammensammeln.
Unter einer Mulchschicht verstecken sich tagsüber auch gerne Laufkäfer und Kröten, die nachts auf Schneckenjagd gehen.
Eine gute Möglichkeit Schnecken ohne viel Zeit und Aufwand aus dem Gemüsebeet zu bekommen ist das Verteilen von kleinen Brettern auf den Beeten. Die Schnecken kriechen kurz vor Tagesanbruch darunter, um sich zu verstecken und man braucht sie dann nur von dem Brett oder direkt darunter abzusammeln. Als besonders "beliebt" kann ich hier Baumrinde empfehlen; sie schaut ganz nebenbei auch noch dekorativ aus.
Der Bereich darunter sollte immer leicht feucht gehalten werden, um die Einladung perfekt zu machen.
Wenn ich Kompost in meinem Gemüsegarten einarbeite, verteile ich anschließend immer solche Brettchen, um die Neuankömmlinge direkt wieder auszuladen.
Ein Haufen aus Ästen und Laub ist auch ein tolles Versteck für Kröten und die Blindschleiche, auch sie hat Schnecken zum Fressen gern.
Generell sollte man sich bewusst sein, dass man mit dem Einsatz von Chemie mehr kaputt macht als gut. Denn nicht nur die Schädlinge werden getötet, sondern auch eine ganze Reihe von Nützlingen.
Wir Menschen sollten dringend aufhören, nach schnellen Lösungen zu greifen, nur um uns die Sache einfach zu gestalten!
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was mit Amseln oder den in meinem Garten lebenden Kröten und Blindschleichen passiert, wenn sie fleißig Schnecken aus den Beeten sammeln, die vorher Blaukorn gefressen haben.
Mäuse
Mir kam mal eine Geschichte zu Ohren, wonach ein Mann, dem privat eine Obstbaumwiese gehörte, einen Schädlingsbekämpfer (Beruf) fragte, ob er ihm die Wühlmausgänge zwischen den Bäumen nicht freundlicherweise mit Gift "zustopfen" könne, damit "da mal Ruhe ist". Er selbst müsse beim Laufen immer aufpassen, nicht in einem Loch zu stolpern. Die Antwort des Schädlingsbekämpfers gefiel dem Mann überhaupt nicht. "Das mache ich nicht, wenn sie schon dort nicht mehr sein dürfen, wo denn dann?"
Natürlich will niemand Mäuse um sich herum haben, aber wenn man eine Maus vergiftet, statt sie mit einer normalen Falle zu fangen, vergiftet man möglicherweise gleichzeitig den Fuchs, das Mauswiesel oder den Bussard, die die Maus anschließend fangen/finden und fressen. Die nächsten Mäuse können diese Helfer wahrscheinlich schon nicht mehr fangen. Was passiert dann?
Wer sich diese wertvollen Schädlingsbekämpfer erhalten möchte, um sich auf langfristige Sicht viel Arbeit und Ärger zu ersparen, muss weiter denken. Nur so kann sich ein Gleichgewicht einstellen.
Was die Mäuse anbelangt: die die bei mir gelebt hatten, fanden Schokolade unwiderstehlich.
Man könnte z. B. vorbeugend ein Wühlmausgitter anbringen. Bei "meine Bauprojekte" habe ich noch ein bisschen was dazu geschrieben.
Im Garten gefundene Steine, die man zu einem Hügel auftürmt, dienen nicht nur als Versteck für z. B. Käfer, Spinnen und Eidechsen. Türmt man darüber einige Äste, fühlt sich hier auch das Mauswiesel wohl, das nachts auf Mäusejagd geht und sie direkt in ihren Gängen besucht und fängt.
Verlieren Sie nicht den Mut, wenn die natürliche Schädlingsbekämpfung nicht gleich im ersten Jahr reibungslos funktioniert. Haben Sie Geduld und geben Sie der Natur Zeit !
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